Am vergangenen Donnerstag, den 18. Mai 2017 veranstalteten die Jungen Europäischen Föderalisten Münster zum vierten Mal die Simulation des Europäischen Parlaments (SimEP) im Münsteraner Rathaus des Westfälischen Friedens. Das Planspiel gab 75 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe sowie der 9. Klasse aus Münster und Rheine die seltene Möglichkeit sich für einen Tag in die Rolle eines Europaabgeordneten, Interessenvertreters oder Journalisten hineinzuversetzen, eine Stellungnahme auszuarbeiten und zu beschließen.
Unter der Überschrift „Gemeinsam oder einsam? – Bauplan zur Ausgestaltung einer europäischen Armee“ widmete sich die SimEP 2017 einer aktuellen europapolitischen Thematik und ermöglicht den Teilnehmenden eine spannende Debatte.Der Zeitplan für die Simulation des Europäischen Parlaments war wie jedes Jahr straff. Während um 8:30 Uhr die ersten Schülerinnen und Schüler im Stadtweinhaus eintraffen, dekorierten die Mitglieder der Projektgruppe noch den Friedenssaal mit Flaggen aller EU-Mitgliedsstaaten. Der offizielle Startschuss für das ganztägige Planspiel fiel dann um 9:00 Uhr mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Markus Lewe, der sich deutlich zur Europäischen Integration bekannte und zur Freude an der Vielfalt aufrief. Die Grenzen in den Köpfen müssten aufgelöst werden, denn „wenn man Europa im Kleinen nicht lebt, so wird Europa im Großen auch nicht funktionieren.“
Diese Auffassung teilt Pia Schulte, die als Vorsitzende der JEF Münster die Jugendorganisation vorstellte und vertiefend darauf hinwies, dass die Europäische Union ihren Bürgern viele Vorteile gebracht hat und dass insbesondere junge Menschen sich hierfür aktiv einsetzen sollten. „Frieden ist für mich eindeutig die bedeutendste Errungenschaft. Und dafür lohnt es sich zu kämpfen. Dafür lohnt es sich, sich den PEGIDA-Demonstranten und AfD-Wählern entgegenzustellen und für die europäische Idee einzustehen.“
„Die gemeinsame europäische Armee ist hochaktuell und auch in Brüssel und Straßburg wieder in aller Munde.“ Mit diesen Worten hob Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsidenten des Europäischen Parlaments und Abgeordneten für die Fraktion der Europäischen Liberalen, die Bedeutung der vorliegenden Thematik in einer begrüßenden Videobotschaft hervor. In seiner begrüßenden Videobotschaft verwies er außerdem darauf, dass die EU für die Schülerinnen und Schüler ein ganz wichtiger, aber auch selbstverständlicher Teil ihres Alltags sei.
Nach einer kurzen Einführung in den Ablauf des Planspiels durch die Organisatorinnen Julia Reischle und Rebecca Melzer fanden sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Teamern zusammen. In zwei spannenden Fraktionssitzungen arbeiteten sich die Abgeordneten in die Thematik ein, bereiteten Änderungsanträge vor und schlossen Koalitionen mit anderen Fraktionen. Die Lobbyisten brachten ihre Interessen vor und schmiedeten Bündnisse, indes die Journalisten das lebhafte Treiben in den Gängen des Stadtweinhauses beobachteten und bei einer Pressekonferenz kritische Fragen stellten. Die einstündige Mittagspause wurde vielfach noch für letzte Beratungen und Koalitionsgespräche genutzt. Gestärkt durch Spagetti mit Tomaten- bzw. Bolognese-Sauce bereiten sich alle Teilnehmenden in der dritten Fraktionssitzung auf die Plenardebatte vor und schrieben an ihren Eingangsstatements. Währenddessen organisierten die Lobbyisten eine Anti-Kriegs-Demonstration vor dem geschichtsträchtigen Friedenssaal, um sich gemeinsam mit verbündeten Fraktionen Gehör zu verschaffen. Bevor die Plenarsitzung am Nachmittag begann, inszenierten die Journalisten die Tagesschau mit Experteninterviews und Liveberichterstattung aus Krisengebieten vor den EU-Außengrenzen, um die Dringlichkeit einer Entschließung durch das Europäische Parlament zu thematisieren.
Nun verliehen starke Statements den Positionen der verschiedenen Fraktionen Ausdruck und viele Änderungsanträge wurden angeregt diskutiert. Neben sachlichen Argumenten und emotionalem Meinungsaustausch kam ein wichtiges Mittel zur Durchsetzung von Interessen zum Einsatz: die Geschäftsordnung. Insbesondere der Antrag auf sofortige Abstimmung erfreute sich dabei großer Beliebtheit. Nach vielen teils knappen, teils deutlichen Entscheidungen zu unterschiedlichen Aspekten der Ausgestaltung einer Europäischen Armee stellte das Präsidium gegen 16:45 die gesamte Entschließung zur Abstimmung. Mit einer Ablehnung, fünf Enthaltungen und 51 Zustimmungen wurde das Tageswerk der Teilnehmenden mit überragender Mehrheit und unter Jubel angenommen! Abschließenden lächelten sowohl die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler als auch alle Mitglieder der Projektgruppe zufrieden für ein Gruppenfoto in die Kamera.
Die federführenden Organisatorinnen Julia Reischle und Rebecca Melzer sind ausgesprochen zufrieden mit dem reibungslosen Ablauf des Planspiels und freuen sich ebenso über das positive Feedback der Schülerinnen und Schüler: „Die SimEP 2017 war wieder ein voller Erfolg, der allen Beteiligten großen Spaß gemacht hat. Unser Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern die Funktionsweise des Europäischen Parlaments näherzubringen. Gleichzeitig sollten sie lernen, konstruktiv und kreativ zusammenzuarbeiten, sich in eine Rolle hineinzuversetzen und Meinungen zu vertreten, die sie persönlich vielleicht nicht teilen. Die methodischen und inhaltlichen Lerneffekte waren also hoch und das Feedback durchaus positiv. Wir freuen uns also schon auf nächstes Jahr.“
Zur Feier des ereignis- sowie erfolgreichen Tages fanden sich die Mitglieder der Projektgruppe und die Teamer zu einem abschließenden Essen beim Italiener unseres Vertrauens zusammen und ließen den Abend gemeinsamen ausklingen.
Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments sowie des Oberbürgermeisters der Stadt Münster und wurde vom Kreisverband Münster der JEF NRW e.V. in Eigenverantwortung ehrenamtlich organisiert und ist spendenfinanziert. An dieser Stelle gilt unser ausdrücklicher Dank der NRW Bank als Hauptsponsor und dem Lions Club Münster für ihre großzügigen Geldspenden sowie dem Europe Direct Center Steinfurt für zahlreiche Sachspenden. Ihre Unterstützung ermöglichte erst die Umsetzung des Planspiels und machte die Teilnahme für alle Schülerinnen und Schüler kostenlos!