Der Weltraum fasziniert seit Generationen, und die Neugier auf das Sternenreicht macht auch vor uns Europa-Interessierten nicht halt. Was also besser als ein Besuch beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum, welches auch das Astronauten-Trainingszentrum der European Space Agency beherbergt? Ein Bericht über Schwimmbecken, Spiegel und Raumsonden.
Was haben Europa und der Weltraum gemeinsam? Sicherlich mehr als nur Sterne, das war uns bewusst, aber dennoch machten wir – eine bunte Gruppe aus Mitgliedern der Europa-Union, der Jungen Föderalisten und ein paar Gästen – uns am 22. Mai auf den Weg nach Köln, zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Auf dem Gelände befinden sich nämlich das Astronauten-Trainingszentrum der ESA (European Space Agency).
Die ESA ist eine intergouvernementale Organisation, die zum größte Teil aus Mitgliedsländern der EU besteht, und deren Integration in die EU noch angestrebt wird. Neben dem Zentrum in Köln gibt es noch weitere Standpunkte in Noordwijk (Niederlande), Frascati (Italien), Harwell (England), Madrid und Darmstadt. Ihren Hauptsitz hat die ESA in Paris.
Teil unserer Führung waren zunächst jedoch auch einige Anlagen des DLR, wie der cryogenische Windkanal, in dem zum Beispiel die aerodynamischen Eigenschaften von Zügen getestet werden, eine Wärmespeicheranlage (zur Anwendung bei Solaranlagen), sowie später eine Spiegelkonstruktion, mit der langfristige Sonneneinwirkungen auf Materialen getestet wird.
Fotos machen durften wir leider lediglich im Gebäude der ESA, wo wir eine Einführung in den Aufbau der ISS (International Space Station) bekamen, zu dem die ESA das Columbus-Modul beigesteuert hat. Ein Model von diesem fanden wir auch versenkt in einem riesigen Schwimmbecken – dort üben Astronauten Außenarbeiten in einem der Schwerelosigkeit ähnlichem Zustand. Wir lernten auch, dass Astronauten nicht nur Englisch, sondern auch Russisch auf höchstem Niveau sprechen können müssen – hier zeigt sich die weiterhin bestehende Weltraumrivalität zwischen den USA und Russland.
Ebenfalls besichtigt haben wir das neue Forschungszentrum envihab des Instituts für Luft- und Weltraummedizin, wo beispielsweise Experimente zu Muskelschwund bei Astronauten, Schlafstudien und Biorhythmusstudien durchgeführt, ebenso aber auch die Auswirkungen von Fluglärm untersucht werden.
Das DLR beherbergt des Weitern auch ein Nutzerzentrum, welches wissenschaftliche Experimente, die im All ausgeführt werden, betreut. So konnten wir dem französischen Astronauten Thomas Pesquet in Echtzeit bei der Arbeit zuschauen.
Unsere Führung endete mit der Beschreibung der Landung der Philae-Raumsonde (von Köln aus gesteuert) auf dem Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko im November 2014, und den anschließenden Ereignissen: Philae überschlug sich mehrmals und landete im Schatten einer Klippe, wodurch die Solarbatterien nicht wieder aufgeladen werden konnten. Zum Glück reichte die Batterie noch zur Durchführung der vorgesehenen Experimente, doch nach wenigen Tagen musste die Raumsonde in den Standbymodus gehen. Abgesehen von kurzen Kontakten im Juli 2015 sendete sie keine Daten mehr – traurig, bei einer Anreisezeit von zehn Jahren. Die nächste Raumsonde wird sich jedoch bewegen können, und sich somit im Falle von ähnlichen Problemen hoffentlich im Sonnenlicht platzieren können.
Diese Exkursion hat sicherlich beim ein oder anderen etwas Weltraumfieber ausgelöst. Da ist es gut zu wissen, dass eine Pilotenausbildung oder ein naturwissenschaftliches Studium nicht zwingende Voraussetzung für die Arbeit beim DLR/der ESA sind – unsere Führerin hatte nämlich Kunstgeschichte studiert.