Zum dritten Mal tagte das Europäische Schülerparlament vom 16. bis 18. März in Herford. Knapp 40 Schüler*innen aus sieben Schulen in der Region Ostwestfalen kamen zusammen, um über nichts weniger als die „Zukunft der Mobilität“ zu debattieren. Dazu sprachen sie mit Expert*innen aus der Wissenschaft und verabschiedeten bei der großen Plenarsitzung im Herforder Rathaus ein umfangreiches Resolutionspapier. Und die JEF NRW waren wieder mittendrin.
Montagmorgen auf dem Schulhof, zwei Schüler*innen unterhalten sich: „Und was hast du am Wochenende so gemacht?“ – „Ach du, ich hab mit Wissenschaftlern über Drohnentechnik gesprochen, bin mit nem Tesla gefahren, und saß in einem Parlament, wo wir Vorschläge gesammelt haben, wie wir uns künftig möglichst umweltschonend fortbewegen können.“
Beim „Europäischen Schülerparlament“ in Herford haben etwa 40 Schüler*innen ein etwas anderes Wochenende erlebt. Bei frostigen Temperaturen kamen sie am Freitag, 16. März, in der Aula des Königin Mathilde Gymnasium zusammen, um den Schulalltag hinter sich zu lassen und für drei Tage in die Rolle von Parlamentarier*innen zu schlüpfen.
Schüler*innen werden zu Expert*innen rund um das Thema Mobilität
Aufgeteilt in fünf Fachausschüsse zum Thema „Nachhaltigkeit und alternative Kraftststoffe“, „Intelligente Fahrzeuge und Automation“, „Fortbewegung und Digitalisierung“, „Luftverkehr und Drohnentechnik“, „Mobilität und Städteplanung“ machten sich die Teilnehmer*innen Gedanken über die „Zukunft der Mobilität“.
So lautete in diesem Jahr das Thema des Schülerparlaments, das im Rahmen des europaweiten Projektes „Debate Science!“ in diesem Frühjahr in elf europäischen Städten stattfand. Neben der Hansestadt Herford waren unter anderem Städte wie Straßburg, Turin, Sofia und Athen 2018 mit dabei.
JEFerinnen und JEFer aus Münster, Bielefeld, Aachen und dem Ruhrgebiet halfen den Schüler*innen dabei, ihre Ideen zu sammeln und Forderungen für den Resolutionsentwurf aufzustellen, über den bei der großen Plenardebatte im Ratssaal des Herforder Rathauses am dritten Tag der Veranstaltung abgestimmt wurde.
Im Dialog mit Wissenschaftler*innen aus ganz Deutschland
Anders als bei den Simulationen des Europäischen Parlaments der JEF setzen sich die Teilnehmer*innen beim Schülerparlament dabei weniger mit den Positionen verschiedener Europaparteien auseinander und verhandeln mit möglichen Koalitionspartner*innen, um Mehrheiten zu gewinnen. Vielmehr steht hier der Dialog mit der Wissenschaft und die Auseinandersetzung mit komplexen Fragestellungen im Vordergrund, die von gesellschaftlicher Relevanz sind.
Deswegen gehört der zweite Tag zu den Highlights der Veranstaltung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland beraten die Schüler*innen in ihren Fachauchschüssen und geben Einblicke in ihre Forschungsarbeit. So wie Mobilitätsexperte Dirk Wittowsky vom Institut für Landes- und Stadtentwicklung in Dortmund und Drohnenforscher Stephan Schulz von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.
Tesla-Fahrt und Debatte im Rat
Der eigentliche Star des Tages war aber ein Tesla Model S, den Jens Ohlemeyer mitbrachte. Dessen Organisation E-Cross Germany wirbt auf Roadshows und Rallyes für Elektromobilität und bot den Schülern*innen Zukunftstechnik zum Anfassen. Auf kleinen Touren über den Schulhof zeigte Ohlemeyer, dass das Thema E-Mobilität mit kraftstrotzenden 500 PS auch extrem viel Spaß machen kann.
Mit Köpfen voller Expert*innenwissen und schlagkräftigen Argumenten ging es am Sonntag dann in den holzvertäfelten Ratssaal in Herford. Die JEF leiteten die knapp fünfstündige Plenardebatte, in der die Fachauschüsse ihre Ergebnisse vorstellten und verteidigten. Die Schülerparlamentarier*innen forderten dazu auf, Elektromobilität attraktiver zu machen und dafür entsprechende politische Rahmenbedingungen zu schaffen. Darüberhinaus sollte der ÖPNV als Alternative zum Individualverkehr ausgebaut und vor allem bezahlbarer gemacht werden. Viele Ausschüsse setzen sich für Car- und Ridesharing, damit künftig weniger Autos auf den Straßen fahren. Auch das Thema autonomes Fahren war den Parlamentarier*innen ein wichtiges Anliegen. Hier einigten sie sich darauf die Technologie schrittweise in den Straßenverkehrsbetrieb einzuführen. Der gesamte Resolutionsentwurf wurde mit nur wenigen abgelehnten Forderungen einstimmig angenommen.
Schüler qualifizieren sich für das Finale in Toulouse
Zum Abschluss wurden die Vorschläge in einem Resolutionsheft an Herfords Oberbürgermeister Tim Kähler feierlich überreicht. Der versprach auch gleich, die Forderungen der Schülerparlamentarier ernst zu nehmen. Nun hoffen einige Schüler*innen auf den Einzug in das Finale des Schülerparlaments, das im Rahmen des „EuroScience Open Forum“ im Sommer im französischen Toulouse stattfindet. Eine Jury wählt dazu eine Handvoll engagierter Schülerinnen und Schüler aus, die sich in einem Auswahlgespräch für das Finale qualifizieren können.
Organisiert wurde die Veranstaltung federführend von den Wissenschaftskommunikatoren von City2Science, mit denen wir schon seit 2014 beim Schülerparlament zusammenarbeiten. Die JEF-Teamer*innen freuen sich jetzt schon auf das nächste Europäische Schülerparlament in Herford.
Text von: Sebastian Hetheier
Foto/Bild von: rath