Am vergangenen Dienstag, den 23.1.2018 fand ein weiterer Discuss Europe Stammtisch der JEF Münster statt. Thema der Diskussionsrunde waren die Herausforderungen der grenzüberschreitenden, europäischen Zusammenarbeit in der Region zwischen Enschede und Gronau. Hierbei durften die JEF Münster Kevin Schelvis als Referenten begrüßen, der innerhalb der EUREGIO Organisation als Projektkoordinator den europäischen Austausch aktiv mitgestaltet.
Trotz des Status’ als älteste grenzüberschreitenden Organisation auf regionaler Ebene mit mehr als 129 Mitgliedskommunen, waren dem Großteil der Teilnehmer*innen des Stammtisches im Vorfeld des „Discuss Europe“ die Organisation EUREGIO und ihre Tätigkeitsfelder unbekannt. Umso größer war aus diesem Grund das Interesse am ausführlichen und informativen Vortrag von Kevin Schelvis. Schelvis selbst, der aus den Niederlanden stammt, agiert innerhalb der Organisation als Projektkoordinator des Programms INTERREG, das sich insbesondere für den deutsch-niederländischen Austausch der Region einsetzt.
Im Vortrag wurde sowohl die Historie, als auch die Positionierung und Aufgabenfelder der EUREGIO dargestellt. Dabei hat sich das Aufgabenspektrum der EUREGIO seit Ende des zweiten Weltkrieges fortlaufend weiterentwickelt und erweitert. War es zunächst ein zentrales Anliegen, Bürgerinnen und Bürger der zwei Nachbarländer Niederlande und Deutschland einander näher zu bringen, so umfasst das heutige Aufgabenspektrum des Kommunenzusammenschlusses auch die Verantwortung deutsch-niederländischer öffentlicher Aufgaben sowie die Vertretung zivilgesellschaftlicher Interessen.
In ihrer grenzüberschreitenden Arbeit als binationaler Vermittler und Förderer wird EUREGIO auch mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. So sind für die Koordination der Verkehrsplanung oder auch die Anerkennung von Abschlüssen zwischen den Ländern eine starke europäische Zusammenarbeit gefragt.
Die EUREGIO angegliederte INTERREG sorgt wiederum für die praktische Umsetzung der abstrakt erarbeiteten Ideen zwischen der deutsch-niederländischen Grenze. Sie agiert als Ansprechpartner für Projektideen, übernimmt Vermittlungsfunktion zwischen Partnern der beiden Länder und setzt sich für die Förderung von ökonomischer Zusammenarbeit und sozialkultureller Vernetzung ein. Das Tourismusprojekt „Das andere Holland“ ist nur eines der wenigen Projektbeispiele, die in Verantwortung der INTERREG durchgeführt werden.
Dem umfangreichen und informativen Vortrag Kevin Schelvis’ schloss sich eine angeregte Diskussion an. So diskutierte man nicht nur die Position der EUREGIO und INTERREG als eine von vielen Organisationen zur Förderung der grenzüberschreitenden, europäischen Zusammenarbeit, sondern auch den Stellenwert von EUREGIO in der Grenzregion.
Hierbei stellte sich heraus, dass die Zusammenarbeit von engagierten Bürger*innen und Politiker*innen der Kommunen initiiert wurde und der Zusammenschluss auf großes Interesse und Zustimmung beinahe aller grenznahen Kommunen stößt.
Weiterhin spiegelt das interne Arbeitsumfeld von EUREGIO das erfolgreiche europäische Miteinander wider: so kann es vorkommen, dass Mitarbeiter*innen mitten im Satz die Sprache wechseln.
Dabei kommen dann auch kleine Mentalitätsunterschiede zum Vorschein. Kevin Schelvis konstatiert, dass er in Zusammenarbeit mit Deutschen auf mehr Förmlichkeit stößt, während die niederländischen Partner gerne schneller zum „Du“ wechseln.
Trotz dieses Positivbeispiels einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der allgemein pro europäischen Stimmung in den Niederlanden, muss Schelvis anmerken, dass in anderen Grenzgebieten wie Maastricht Euroskeptizismus stärker verbreitet ist. Die Teilnehmer*innen des Stammtisches sind sich dabei jedoch einig: die gemeinschaftliche und erfolgreiche Zusammenarbeit in europäischen Grenzregionen wie die der EUREGIO kann ein deutliches Zeichen gegen diese anti-europäische Haltung und für eine verstärkte Zusammenarbeit setzen.