Stellungnahmen, United in Diversity

Vor der EM-Partie Deutschland gegen Ungarn: LGBTIQ-Rechte für ganz Europa sichtbar machen!

Gemeinsame Stellungnahme der JEF NRW, JEF Niedersachsen und JEF Bremen.

In den vergangenen Tagen haben wir mit großer Besorgnis das in Ungarn verabschiedete Gesetz zur Kenntnis genommen, welches Homo- und Transsexualität weitestgehend aus der Öffentlichkeit verdrängen möchte. Das verabschiedete Gesetz verstößt gegen die EU-Grundrechtecharta, die UN-Kinderrechtskonvention, die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte und widerspricht dem Vorhaben der EU-Kommission im Rahmen der LQBTIQ-Gleichstellungsstrategie. Umso erschreckender ist, dass nun auch die Fußball-Europameisterschaft zum Gegenstand der politischen Auseinandersetzung auf Kosten der LGBTIQ-Rechte wird. Insbesondere der Sport steht stellvertretend für eine bunte, vielfältige und tolerante Gesellschaft.

Als pro-europäischer, feministischer und diverser Verband stehen wir klar hinter der LGBTIQ-Community. Gerade der alljährlich im Juni stattfindende “Pride Month” ist eine Möglichkeit, auf die Anliegen und den Schutz der Community aufmerksam zu machen. Nicht nachvollziehbar ist daher die von der UEFA eingeleitete Überprüfung der Kapitänsbinde von Manuel Neuer, der diese in Regenbogenfarben in den ersten beiden deutschen EM-Partien
als Zeichen für Vielfalt und Respekt trug. Zwar wertet die UEFA diese selbst als “good cause”, doch die Einleitung einer Überprüfung selbst ist mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Ungarn, wo eben auch EM-Spiele stattfinden, mehr als bedenklich. Daher unterstützen wir ausdrücklich das Vorhaben des Münchener Stadtrates, die Allianz-Arena vor der Partie gegen Ungarn am Mittwoch in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen. Die UEFA stimmte diesem Vorhaben jedoch nicht zu, weil die Stadien nur in den Farben der UEFA und der teilnehmenden Nation leuchten sollen. Diese Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar und zeigt, dass die UEFA ihre Werte und Kampagnen nicht konsequent und mit Überzeugung umsetzt.

Was in der Gesellschaft geschieht, findet auch in der Kurve statt!

Für uns ist klar: In diesen Tagen und Wochen ist die Fußball-Europameisterschaft eine Plattform, die Hunderte von Millionen Menschen in Europa – und darüber hinaus – zusammenbringt. Es ist naiv zu glauben, dass man Fußball und Politik trennen könne. Das Stadion ist ein öffentlicher Raum und was in der Gesellschaft geschieht, das findet auch in der Kurve statt. Das Grundgesetz, die Europäische Menschenrechtscharta sowie die UN-Menschenrechtserklärung besitzen auch in der Fankurve Gültigkeit. Der Grundsatz, dass allen Menschen die gleichen Rechte zustehen, gehört zu den Grundlagen einer jeden demokratisch-pluralistischen Gesellschaft. Zu fordern, dass auch entsprechende individuell getroffene Lebenseinstellungen in der Gesellschaft und auf dem Spielfeld ihren Platz bekommen, sollte demnach eigentlich selbstverständlich sein. In diesem Sinne fordern wir die UEFA dazu auf, ihre Blockade zu beenden, denn das Erzwingen von Schweigen zu politischen Themen ist an sich bereits eine politische Handlung. Das Stadion ist kein rechtsfreier Raum, folglich kann es auch kein politikfreier Raum sein!

Das ist scheinheilig!

Wenn die UEFA sich mit einer Kampagne wie #EqualGame, die sich dafür einsetzt, dass alle Menschen gleichermaßen das Recht haben, Teil des Fußballsports zu sein, nach außen präsentiert, kann eine solche Entwicklung nicht übergangen werden. Eine mögliche Verlagerung des EM-Finalspiels aus London (aufgrund der dortigen steigenden Infektionszahlen mit der Delta-Variante) nach Budapest, um dort ein volles Stadion zu haben, ist mehr als bedenklich – es wäre in diesen Tagen ein fatales Zeichen der UEFA. Wir fordern deshalb die UEFA dazu auf, ihre Blockade für die geplante Aktion vor dem EM-Spiel am Mittwoch in München als Zeichen für die LGBTIQ-Rechte aufzuheben, sich klar von den politischen Bestrebungen Ungarns zu distanzieren und das Endspiel nicht nach Budapest zu verlegen.