Stellungnahmen, United in Diversity

Der Regenbogen ist kein PR-Instrument!

Momentan zeigt sich bei einem Blick in den Instagram Feed: Es ist Pride Month und viele Unternehmen, Organisationen und Vereine präsentieren sich mit Regenbogenflagge im Profilbild. Wir auch. Aufmerksamkeit und Anerkennung ist wichtig, jedoch stellt sich die Frage, ob bei einigen dieser „Allies“ tatsächlich uneingeschränkte Unterstützung vorhanden ist. BMW beispielsweise schmückt sein Profilbild der deutschen Instagram Seite mit den Regenbogenfarben, das Saudi-Arabische Profilbild wird nicht verändert. Es wirkt wie ein kalkulierte Symbol, zweckentfremdet für Werbung.

Echte Repräsentation statt klischeehafter “schwuler bester Freund”

Oftmals fehlt dabei die detaillierte Auseinandersetzung mit Problemen denen sich einzelne Personen in der queeren Community stellen müssen. Viele Personen in der Community müssen sich mit Klischees über Bisexuelle herumschlagen (Bi sei nur der Übergang zu Schwul/Lesbisch), gleichgeschlechtliche Eltern werden stigmatisiert und Asexualität oder Aromantik wird von vielen nicht anerkannt. In Deutschland werden die Identitäten von Trans- und Intersexuellen von vielen ebenfalls noch nicht akzeptiert. Zudem wird kaum über intersektionelle Herausforderungen innerhalb der Community gesprochen, was beispielsweise POC, Angehörige der islamischen Religionsgemeinschaft oder Menschen mit Behinderung betrifft. Ebenfalls findet die Aufarbeitung queerer Geschichte in Film und Fernsehen kaum statt. Hier zu nennen ist der “Schwule beste Freund” oder Queer Baiting in bekannten TV Shows, zum Beispiel bei Supernatural. Queer Baiting ist das leere Versprechen von queerer Repräsentation und Zuspruch, um eine entsprechende Zuschauerschaft anzulocken, ohne die Intention dieses Versprechen jemals einzulösen. Ein Beispiel hierfür ist der Instagram Auftritt von BMW, der Unterstützung suggeriert, diesen Zuspruch jedoch nicht in allen Märkten einlöst.  Auch Disney zeigt sich auf Twitter mit dem Slogan “there’s room for everyone under the rainbow” und cuttet zugleich für den russischen, chinesischen und singapurianischen Markt Szenen mit entsprechender Repräsentation. Allerdings tut sich auch etwas in Sachen Repräsentation: Marvel, was inzwischen zu Disney gehört, hat in ihrer neuesten Serie Loki (Achtung Spoiler!?) bestätigt, dass der Hauptcharakter Loki bisexuell ist.

Ungarn zum Umdenken bewegen, Handlungsbedarf in ganz Europa

Viele Angehörige der queeren Community, auch in Europa, müssen erneut Rückschritte hinnehmen. Ungarns Parlament hat unter Victor Orbán ein queer- und transfeindliches Gesetz verabschiedet, welches stigmatisiert und diskriminiert. Pädophilie wird mit der queeren Community in Verbindung gebracht und Kindern der Zugang zu jeglichen nicht-Heterosexuellen Inhalten deutlich erschwert. Besonders für Personen, die ihre Sexualität oder Gender in Frage stellen, sind Coming-Out-Filme und Geschichten aus der Community absolut bedeutend. Queere Diskriminierungen und Herausforderungen sind einzigartig und werden kaum in der benötigten Tiefe diskutiert. Dies kann sich besonders durch ein verbessertes Bildungs- und Aufklärungsangebot ändern, welches Ungarn jetzt einschränkt. Aber auch in Deutschland gibt es hier dringenden Aufholbedarf. Die EU droht Ungarn nun mit der Kürzung der EU-Zahlungen. Wie effektiv dieses Vorgehen ist, wird sich noch zeigen. 

Während manche also fröhlich ihre Instagram Profilbilder wahlweise bunt einfärben, müssen Personen der queeren Community in Teilen Europas und der Welt, trotz so mancher Fortschritte, immer noch um Gleichberechtigung und Respekt kämpfen. Im Fall Ungarn haben sich mehrere EU Länder, darunter auch Deutschland, zusammengeschlossen und Orban stark kritisiert. Auch die EU Kommission will gegen das Gesetz vorgehen. Die Frage, die nun bleibt ist “wie”. Es darf nicht bei leeren Forderungen gegenüber Ungarn bleiben, auch was andere Themen, wie Rechtsstaatlichkeit, angeht