Stellungnahmen

Wie neue Euroscheine für mehr europäische Integration sorgen sollen

Viele Bürger:innen anderer Länder finden bei einem Blick in ihren Geldbeutel bekannte Persönlichkeiten oder symbolträchtige Gebäude auf ihren Geldscheinen wieder. In den USA ist das z.B. Georg Washington und in Mexiko ziert die mexikanische Dichterin de la Cruz den Schein. Anders ist das in der europäischen Währungsunion. Als der Euro vor fast 20 Jahren eingeführt wurde, wollte natürlich jedes Land wichtige Symbole seiner selbst verewigt sehen. Auch umstrittene Vorschläge von Symbolen und Staatsführer:innen wurden diskutiert. So fanden die Französ:innen beispielsweise Napoleon gut,  die umliegenden Staaten standen diesem Vorschlag historisch bedingt sehr kritisch gegenüber. Um diesen Streit beizulegen wurden kurzum imaginäre Gebäude in verschiedenen Architekturstilen entworfen, welche in der europäischen Geschichte wiederzufinden sind. So erscheinen unter anderem der gotische, romanische oder barocke Stil auf den Scheinen.

Angesichts des sich nähernden 20-jährigen Jubiläums des Euros hat EZB Präsidentin Lagarde nun angekündigt, dass es eine weitere Generation der Geldscheine geben wird. Jetzt mit einem komplett neuem Design. Bis diese Scheine dann tatsächlich in den Geldbeuteln wiederzufinden sind, wird wohl das Jahr 2024 angebrochen sein. Dieses Mal soll besonders die Beteiligung der europäischen Bürger:innen im Mittelpunkt stehen. Es sollen sich alle Generationen und Regionen im neuen Währungsdesign wiederfinden. Bei der Findungsphase sollen auch Länder mitmachen, welche dem Euro noch nicht beigetreten sind, wie Bulgarien und Kroatien. Dies ist ein wichtiger Zusatz, damit sich neuere und/oder osteuropäische Staaten besser am Integrationsprozess beteiligen und mitarbeiten können. 

Wirkliche Integration wird nicht durch symbolische Gesten erreicht

Natürlich ist das täglich verwendete Geld mit Emotionen verbunden und eine wichtige Identifikation, besonders in einem so weiträumigen Zusammenschluss wie der EU. Es verbindet, wenn man in ein anderes Land reist und immer noch die gewohnte Währung um sich hat. Es darf aber nicht bei symbolischen Gesten zur Gemeinsamkeit bleiben. Besonders die EZB leidet momentan in ihrem öffentlichen Ansehen und wird vielfach für ihre Zinspolitik kritisiert. Das liegt auch daran, dass viele Einwohner:innen die Aufgabe und Wirkungsmechanismen unserer Zentralbank nicht verstehen und das, obwohl sie eine der essenziellen EU Institutionen ist. Dies ist nicht nur eine Kritik an der EZB, sondern an den meisten europäischen Institutionen, die für viele Bürger:innen weit weg und unverständlich erscheinen. Der Weg hin zu einer Union, in welcher man sich primär als „europäisch“ identifiziert, ist ein langer. Wer nicht in seine Institutionen vertrauen kann, vertraut auch kaum den Werten und Ideen dieser Union. Europa muss deshalb bürgernaher werden, besonders auch in strukturschwachen Regionen. Daher ist das neue, integrative Design unserer alltäglich verwendeten Geldscheine ein symbolischer Anfang, aber ein wirklicher Zusammenhalt verlangt mehr Aufwand.