Stellungnahmen

Für eine geschlossene Haltung der EU zum Thema Afghanistan

Sorge, Fassungslosigkeit und Entsetzen sind nur einige der Emotionen, die sicher viele von uns aktuell empfinden, bei den Nachrichten die uns aktuell aus Afghanistan erreichen. Sorge um die vielen Menschen, die nun aufgrund der Machtübernahme der Taliban, um ihre Existenz und um ihr Leben fürchten müssen. Fassungslosigkeit unter anderem über die Szenen, die sich am Flughafen von Kabul abgespielt haben, als Menschen sich aus Verzweiflung an Flugzeuge gehängt haben und aufs Rollfeld gelaufen sind. Und Entsetzen darüber, dass es soweit kommen konnte.

Was ist passiert?

Keine vier Monate nach dem Beginn des Truppenabzugs der NATO aus Afghanistan Ende April diesen Jahres, konnten die Taliban die Macht an sich reißen. Die Taliban ist eine Terrorgruppe afghanischer Islamisten, die in den 1990er Jahren aus einer Gruppe ehemaliger Widerstandskämpfer gegen die sowjetische Besatzung entstanden ist und das Ziel einer islamischen Herrschaft nach Scharia-Recht verfolgt. Sie waren in Afghanistan schon einmal an der Macht, wurden jedoch nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center 2001 von einer US-geführten Militärallianz zerschlagen. Jedoch agierten sie weiter, vor allem aus dem pakistanischen Grenzgebiet und haben nun die Macht wiedererlangt. 

Dies bedeutet eine Bedrohung für viele Menschen vor Ort. Menschenrechtsaktivistin:innen, Frauenrechtler:innen, ehemalige Ortskräfte der westlichen Stützpunkte und viele weitere Personen sind durch die Machtübernahme der Taliban in eine sehr bedrohliche Sicherheitslage geraten. Daher schließen wir uns dem Appell unseres Bundesverbands, nach einer sofortigen Evakuierung aller Ortskräfte und ihrer Familien sowie besonders bedrohter Afghan:innen, wie Menschenrechtsaktivist*innen oder Medienschaffenden, an. 

Welche Bedeutung hat dies für Europa?

In dieser noch unübersichtlichen und beängstigenden Lage ist es wichtig, die Menschen nicht im Stich zu lassen und so viele wie möglich zu schützen. Die EU als Wertegemeinschaft, die sich global für die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einsetzt, ist hierin der Pflicht eine geschlossene Haltung zu zeigen. Kurzfristig ist die Rettung bedrohter Menschen die Priorität und sollte soweit wie möglich von der EU unterstützt werden. Mittel- und langfristig, sollte innerhalb der Union eine gemeinsame Strategie dafür entwickelt werden, wie wir es schaffen als europäische Gemeinschaft die afghanische Zivilbevölkerung zu unterstützen. Zu der Ausarbeitung einer solchen Strategie sollten Experti:innen angehört werden, sowie die Geschichte und kulturelle Vielfalt des Landes berücksichtigt werden. Denn es darf nicht noch einmal der Fehler wiederholt werden, der laut dem Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, eins der Hauptprobleme der bisherigen westlichen Strategie war. Die westliche Gemeinschaft habe zu sehr ihre eigenen Vorstellungen umsetzen wollen und zu wenig auf die Zukunftsvorstellung der Afghan:innen geachtet. (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-08/afghanistan-taliban-islamismus-militaer-westen-reinhard-schulze) Wenn die EU es schafft eine starke und geschlossene Haltung zu entwickeln, hat sie die Möglichkeit als einer der größten internationalen Akteure, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, um sich nachhaltig für die Freiheit und Sicherheit der afghanischen Menschen einzusetzen.  

Was können wir tun? 

Wir sind uns bewusst, dass ein Appell von uns nicht viel an der Lage vor Ort verändern kann. Das entspricht der Hilflosigkeit, die viele in Verbindung mit dem Schock der letzten Tage verspürt haben.Wir haben auch keine umfangreiche Expertise wenn es um die komplexen und historisch-gewachsenen Vorgänge geht, die den Ausgang des Konflikts beeinflussen. Als Daher möchten wir diesen Appell nutzen, einer Reihe von Expert:innen, Betroffenen und Initiativen Raum zu geben, die Arbeit leisten und auf unsere Unterstützung angewiesen sind um tatsächlich die Lage der Menschen vor Ort zu verändern.Es sollte darum gehen diese Stimmen zu multiplizieren.Im Folgenden findet ihr Social Media Beiträge zu Accounts von hervorragenden Aktivist:innen und Expert:innen, sowie zu Petitionen und Spendenaufrufen.

Petitionen:

  1. Luftbrücke Kabul für ein Rettung der gefährdeten Afghan:innen
  2. Sea Eye e.V. für sichere Fluchtrouten aus Afghanistan
  3. Schützt Afghanische Frauen und Mädchen von Hila Azadzoy, Mitgründerin Kiron Open Higher Education & Fördermitglied Visions for Children e.V.

Spenden Organisationen

  1.  Afghanische Frauenverein e.V. 
  2. Visions for Children 
  3. Spendenaktion von Menschenrechtsaktivist Omar Haidari

Hier findest du Einordnungen, Erklärungen und Analysen von Expert:innen und Aktivist:innen:

Omar Haidari (Menschenrechtsaktivist) https://www.instagram.com/omar.haidari/

Waslat Hasrat-Nazimi (Journalistin) https://www.instagram.com/washasnaz/

The Afghan (Info Account) https://www.instagram.com/theafghan/

Afghanische Diaspora in Europa (Netzwerk) https://www.instagram.com/afghanische.diaspora/

Jaz O’Hara (United Nations, TedXSpeaker) https://www.instagram.com/theworldwidetribe/

Emran Feroz (Journalist) https://www.instagram.com/emran.feroz/

Außerdem werden weltweit Demonstrationen organisiert, unter der Überschrift „Stop Killing Afghans“. Auch bei uns in NRW, genauer gesagt in Düsseldorf, ist eine Demonstration am 28. August geplant, allerdings gibt es noch keine genaueren Details dazu. So ist es möglich sich für das Land einzusetzen und die Bedeutung des Themas zu unterstreichen.

Foto: Robertino Radovix      CC BY-NC-SA 2.0